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DB Autozug: Fahrzeugtransport per Lkw ab Mai 2014

Ausgangslage (April 2014)
Eine typische BMW R 1200 GS
Eine Testfahrt Mitte Mai 2014
Fazit (Mai 2014)
Fazit (November 2014)
Weiterer Ausblick (November / Dezember 2014)
Epilog

Kurzfassung: bei der Umstellung des Fahrzeugtransports auf Lkw hatte die DB (Autozug) für Motorräder maximale Abmessungen von 145 cm Höhe und 90 cm Breite festgelegt. Eine urlaubsreise-übliche BMW R1200GS (und damit ein beträchtlicher Teil des bisherigen Autoreisezug-Aufkommens) ist jedoch breiter. Große Frage: (wie) kann das trotzdem funktionieren?

Antwort: doch, es funktioniert. Aber es bleibt ein Rätsel, was die DB veranlaßt hat, mit diesem praxisfernen Lademaß produktiv zu gehen.

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Ausgangslage (April 2014)

Seit Herbst 2013 gemutmaßt und am Vorabend des 1. April 2014 durch die DB (Deutsche Bahn) offiziell bekanntgegeben wurde die Umstellung der Autoreisezug-Verbindungen von Berlin und Düsseldorf nach München dahingehend, daß (weil die Fahrzeugtransportwagen am Ende ihrer Lebensdauer angekommen sind) die Autos und Motorräder künftig unter dem Produktnamen "Auto plus Zug" per Lkw transportiert werden.

(Die Güterzug-Transportwagen eignen sich nur sehr bedingt: zum einen können bzw. dürfen sie nicht schnell genug fahren - als Reisezug muß man 160 oder zumindest 140 km/h fahren können, sonst wird man dauernd zum Überholtwerden auf Ausweichgleise gestellt - zum anderen verfügen sie nicht über Versorgungsleitungen für Licht und Heizung für den Fall, daß der Zug die Fahrtrichtung wechselt und dann die Personenwagen am Ende des Zuges statt direkt an der Lokomotive hängen.)

Die Grundsatzfrage Straße vs. Schiene läßt sich ausdauernd diskutieren - den meisten Nutzern dürfte das aber letztlich egal sein, sofern sie denn ihr Auto oder Motorrad am Zielort zeitnah und unbeschädigt wieder bekommen. Was Befürchtungen über Verspätungen der Lkws angeht: auch beim Schienenverkehr kommen Verspätungen vor, und nicht in jedem Fall sitzt man dann im gleichen Zug wie das Auto / Motorrad.

In Presseberichten war für Motorräder gegen Ende 2013 auch schon die gänzliche Abschaffung der Mitnahmemöglichkeit gemunkelt worden. Wenn man die DB-FAQs ("Frequently Asked Questions", also häufig gestellte Fragen) durchsieht, wird als Durchführungspartner für Motorräder "meistens SKS" genannt, also jemand, der sich mit Motorradtransporten auskennt und sein Hauptgeschäft mit der Auslieferung von "nackten" Neu-Motorrädern betreibt. Entsprechend sehen die Abmessungen aus: maximal 125 cm hoch, mit etwas gutem Zureden auch 145 cm, und maximal 90 cm breit. Diese Zahlen führen doch zumindest zu Stirnrunzeln: In reisefertiger Ausstattung bringt es eine "hundsgewöhnliche" BMW R1200GS auf 153 cm Höhe und 95 .. 99 cm Breite. (Wer sich im Motorradbereich nicht so gut auskennt: diese BMW R1200GS bzw. das Vorgängermodell R1150GS ist seit etlichen Jahren das mit großem Abstand meistverkaufte und in der Reisefraktion nochmal überproportional häufig vertreten. Das außen vor zu lassen würde bedeuten, auf gut und gern die Hälfte des Autoreisezug-Motorrad-Aufkommens zu verzichten - und auch der dann noch verbleibende Rest ist oft nicht signifikant kleiner oder leichter.)

Bei Motorrädern, wo Koffer von Fremdfabrikaten seitlich neben (statt über) dem hochgezogenen Auspuff liegen, kommt schnell auch deutlich mehr als ein Meter Breite zusammen, ebenso bei Aluminiumkisten-Koffern. Noch einige weitere (zufällig gesichtete und nicht notwendigerweise auf andere Exemplare des gleichen Modells übertragbare) Beispiele: eine zierliche Yamaha FZS 1000 Fazer ohne Seitenkoffer und mit "nur" einem Topcase bleibt gerade mal um Haaresbreite unter diesen 145 cm Höhe und 90 cm Breite. Bei größeren Straßenmotorrädern mit Vollverkleidung sind die seitlich angebrachten Spiegel oft ein Problem, an denen zum Beispiel Goldwing und FJR1300 scheitern (wo ansonsten Verkleidungsscheibe und Koffer im Lademaß bleiben), ebenso R1200RT (da sind auch die Koffer zu breit). Was in die 90 cm Breite und 145 cm Breite passen würde, ist neben einer alten BMW R100GS (mitsamt BMW-Originalkoffern) eine Ducati Multistrada (mit Alu-Boxen, aber nur in der 20 cm schmalen Version) und eine Honda VFR1200 (mit Koffern und Topcase).

Bei der Hälfte der Plätze gilt eine maximale Höhe von 125 cm, wo sich fragt, welche betriebsbereit montierten Motorräder das ohne große Bastelstunde einhalten. Bei geduldigem Suchen finden sich immerhin MT07, XJ6, Deauville, SV650, GSX1250F (womit auch die meisten Banditen keinen Anstoß nehmen dürften), ZX-10R, laut Testbericht-Angaben auch Z1000SX. Hondas CBF600 bzw. CBF1000 wird vielleicht beim Einfedern gerade so viel niedriger, daß es mit 125 cm hinkommt. Weitere erfolgversprechende Kandidaten wären Roller und 125er - immer unter der Voraussetzung, daß sie nicht durch Gepäck mehr als 90 cm breit werden. Jedoch sind diese von doch eher begrenzter Bedeutung in der Stückzahl (bezogen nicht unbedingt auf den Gesamtbestand, aber auf die beobachtete Häufigkeit auf bisherigen Autoreisezügen).


Ob das dann darauf hinauslaufen sollte, daß man an der Verladestelle erst einmal Spiegel (oder gar komplette Lenker) abmontieren soll, ebenso die seitlichen Gepäckkoffer, und diese dann - zusammen mit ohnehin oft schon umfangreichem Handgepäck wie Helme und Tankrucksack - (a) über das Verladegelände schleppen (b) "im Freien" bis zum Eintreffen des Zuges bewachen und (c) im Abteil unterbringen soll (wo der Stauraum bei voller Belegung schon bisher nicht übermäßig üppig ausfällt)? Und eine etwaige Gewichtsgrenze ist bis dahin noch überhaupt nicht berücksichtigt (TNT Italien zieht diese bei einem ähnlichen Service bei 250 kg, was für so ein übliches Reisemotorrad ebenfalls oft nicht hinreichend wäre).

Im Facebook-Auftritt hatte das DB-Autozug-Team die Problematik bzw. etwaige anderweitige Verstauung des Gepäcks zwar angemerkt, aber zumindest bis zum 10. Mai 2014 (also immer noch nicht, als dieser Lkw-Transport bereits zwei Wochen lang in Betrieb war) weder beantwortet noch in des FAQs berücksichtigt.

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Eine typische BMW R 1200 GS

Schauen wir uns so eine hinreichend typische R1200GS mal im Detail an (diejenige von www.rekordfahrt.eu, die weiterhin fröhlich brummt, auch wenn die Aktion als solche beendet ist - mit dem eigenen Fuhrpark wäre eine Lademaß-Überschreitung nicht so vielfältig zu schaffen), wo diese 145 cm Höhe bzw. 90 cm Breite Abmessungen an mehreren Stellen überschritten werden.

(1) Verkleidungsscheibe:

R1200GS - Gesamtansicht Verkleidungsscheibe in hoher Position Verkleidungsscheibe in niedriger Position

Diese Scheibe ist ein (nicht allgemein, aber immer wieder anzutreffendes) Zubehör-Teil und in der Höhe verstellbar zwischen 150 und 155 cm. Bei kompletter Demontage (es sind vier Schrauben, die etwas versteckt liegen) des durchsichtigen Teils bleiben 145 cm übrig (geschafft ;-) - alle diese Meßwerte kommen auf dem Hauptständer (mit Vorderrad am Boden) zustande. Beim Einfedern (was zum Verzurren bei der Verladung zum Tragen kommt) sind es vielleicht noch 5 cm weniger.

(2) Lenker:

Lenkerbreite - Gesamtansicht Lenkerbreite - Abmessung Handgriffprotektor (auch seitlich
überstehend

Mit diesen (durchaus häufig anzutreffenden und seitlich über die Lenkerenden hinausragenden) Handgriffprotektoren beträgt die Breite 96 cm. Um die 90 cm nicht zu überschreiten, würde es genügen, die Protektoren nach oben zu drehen (statt etwa gänzlich abzumontieren). Dabei müssen die Schrauben am Ende des Lenkers lediglich gelockert und nicht vollständig entfernt werden (wobei das innere Gegenstück unerreichbar nach innen in den Lenker rutschen kann).

(3) Rückspiegel:

Spiegelbreite - Gesamtansicht Spiegelbreite - Abmessung

diese Sonderbauform kommt auf 95 cm Breite und kann ohne weiteres Werkzeug nach innen (und auch wieder zurück) geklappt werden. Serienmäßige Spiegel haben ähnliche Abmessungen. Sie nach innen zu drehen erfordert üblicherweise etwas(!) Werkzeug - aber niedriger bekommt man sie nur durch komplettes Abmontieren.

(4) Koffer:

Kofferbreite - Gesamtansicht Kofferbreite - Abmessung

(hier Aluminium-Kisten in einer durchaus häufiger anzutreffenden Bauform): 104 cm. Hier ist es asymmetrisch (weil der Auspuff auf einer Seite Platz in Anspruch nimmt) einmal die mittlere und einmal die große von den drei Varianten. Wer es darauf anlegt und beidseitig die großen Ausführungen montiert, kann auf 108 cm kommen, mit Sonderanfertigungen oder Eigenbauten natürlich auch noch darüber. Mit Original-BMW-Kunststoffkoffern ergibt sich eine Breite von 99 cm.

Immerhin: die ausladenden Zylinder stellen mit 81 cm kein Problem dar.


So würde es aussehen, wenn man das Motorrad auf diese 90 cm Breite und 145 cm Höhe beschränken (und die überstehenden Teile abmontieren) würde:

gedrehte Protektoren und Spiegel gedrehte Protektoren und Spiegel abmontierte Teile Gesamtansicht mit abmontierten Teilen

(Das alles müßte man also im ungünstigen Fall zusätzlich mit sich und im Zug herumschleppen.)

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Eine Testfahrt Mitte Mai 2014

Weil es nicht den Eindruck hatte, die Mitnahmemöglichkeit von der DB bzw. "aus der Ferne" beantwortet zu bekommen, war Mitte Mai 2014 eine Testfahrt angesagt, und zwar von Düsseldorf nach München in der dritten Betriebswoche.

Zunächst fiel auf, daß die Lkw-Fahrzeiten nochmal etwas großzügiger kalkuliert worden waren: wo im Prospekt noch 21 Uhr als späteste Abgabezeit an der Verladestelle genannt war, stand auf der konkreten Fahrkarte 19 Uhr, also zwei Stunden früher.

Prospektseite Fahrkarte

Beim Eintreffen an der Verladestelle eine knappe Stunde vor Schluß standen zwei bereits abgefertigte Motorräder (in Abwesenheit ihrer Fahrer und an den Vorderrädern mit Spiralschlössern gesichert), außerdem noch ein weiteres (also dann insgesamt zwei weitere) zur laufenden Abfertigung.

reisende Motorräder bei der Testfahrt reisende Motorräder bei der Testfahrt

(Die Abfahrtstage sind für Autos und Motorräder weitestgehend getrennt: an den Lkw-Verladestellen in Düsseldorf, München und Berlin wird am gleichen Tag immer nur eins von beiden abgefertigt, mit Ausnahme einiger Wochenenden im Sommer).


Der Spediteur traf kurz darauf ein - in Anpassung an die Buchungslage jedoch nicht mit dem großen Lkw für 30 Motorräder (wo die Verladung mit den abmessungskritischen Transportgestellen erfolgen soll), sondern nur mit einem "kleinen" Sprinter (obwohl, für einen Sprinter war er schon ganz schön groß). Darin hätten die Motorräder auch mit Überschreitung der Lademaße Platz gefunden.

der Lkw bei der Testfahrt

Die Auskünfte des Fahrers (und teilweise parallel der DB) vermittelten folgendes Bild, wie es bei größerem Aufkommen mit dem großen Lkw laufen würde:

Bezüglich der möglichen Breite habe man nochmal genauer hingeschaut und 100 cm (statt der anfänglichen 90 cm) für machbar befunden, im Bereich des Lenkers auch 110 cm - die Motorräder werden dann "antiparallel" verladen. Diese Zahlen stehen inzwischen auch in der DB-FAQ, die weiterhin (auch noch nach dieser Änderung von 90 auf 100 / 110 cm) "Letzte Aktualisierung: 01.11.2011" nannte, bevor auch dieses Datum aktualisiert wurde. (Zumindest noch am 21. Mai 2014 standen jedoch im aktualisierten PDF-Prospekt weiterhin die 90 cm - erst irgendwann später im Jahr kam es im Rahmen weiterer Aktualisierung hinein. Und in Facebook wurde diese Änderung nicht nur nicht genannt, sondern ist auch die frühere dahingehende Frage nicht mehr auffindbar ...)

Die zwei Verladeebenen ergeben sich durch Übereinanderstellen von zwei Transportgestellen (also nicht etwa durch einen fest eingebauten Zwischenboden). Insofern sei die maximale Höhe Ermessenssache: bei schwächerer Belegung (wo nur eine Ebene in Anspruch genommen wird) seien auch Höhen über 145 cm möglich. Darauf verlassen dürfe man sich jedoch nicht: bei stärkerer Belegung mit zweistöckiger Verladung sei die maximale Höhe zwingend einzuhalten.

Das Gewicht (man erinnere sich an die maximal 250 kg von TNT Italien) sei in der Praxis unbegrenzt - weder die verladenden Gabelstapler noch der beladene Lkw als Ganzes hätten damit ein Problem.

Die Bereitstellung von ca. zwei Verladegestellen pro Lkw für abmontierte Koffer bzw. sonstiges Übermaß-Gepäck sei in Überlegung.

(Es sei angemerkt, daß die Anfang April hier auf www.autoreisezuege.org aufgeworfenen Fragen bzw. Vorschläge durchaus Berücksichtigung gefunden haben :-)

Die konkreten Lademaß-Überschreitungen der Testfahrt-BMW handeln sich damit folgendermaßen ab: die Verkleidungsscheibe müßte normalerweise demontiert werden (was eines der schon früher eingetroffenen Motorräder auch gemacht hatte), kann aber ausnahmsweise montiert bleiben. Der Lenker ist mit der erhöhten Maximalbreite keine Lademaß-Überschreitung mehr. Die Spiegel nach innen drehen ist vorteilhaft, wäre aber nicht zwingend nötig. Die Koffer werden abgenommen und separat im Lkw verstaut.


Am anderen Morgen bei der Ankunft in München Ostbahnhof stehen die Motorräder bereit, der Spediteur ist schon wieder weg.

Bereitstellung am Zielbahnhof Bereitstellung am Zielbahnhof

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Fazit (Mai 2014)

Die schlimmste Befürchtung, nämlich daß der Straßen-Autoreisezug für Motorräder mit viel(?) Aufwand am größten Teil der Zielgruppe vorbei geplant wurde (wegen nicht passender Abmessungen), scheint damit gegenstandslos. Auch wenn die Testfahrt an dem Punkt vorbeiging, wie der Zeitablauf mit dem großen Lkw wäre (der naturgemäß etwas langsamer vorankommt als ein kleiner Transporter).

Mit dem erweiterten Lademaß stellt sich die Situation deutlich entspannt dar, indem doch einige stückzahlmäßig bedeutsame Motorräder ohne weiteres passen, und auch die trotzdem noch nötigen Anpassungen sehen nicht nach einem Aufwand jenseits der Machbarkeit aus.

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Fazit (November 2014)

Über die Auslastung bzw. Akzeptanz bei den (bisherigen) Nutzern liegen keine repräsentativen Beobachtungen vor. Immerhin ist es offensichtlich hinreichend gut gelaufen, daß dieser Lkw-Transport auch 2015 fortgesetzt wird (eine Nicht-Fortsetzung wäre freilich auch blamabel für die DB nach dem mehrere Monate verspäteten und teilweise holprigen Buchungsbeginn). Ob sich das Aufkommen eher in der früheren Größenordnung bewegt oder eher merklich rückläufig ist, ist (mir) unbekannt - aber letztlich nicht so wichtig, solange die einzelnen Lkw eine akzeptable Auslastung haben und die Verladegelände nicht anderen Zwecken zugeführt werden sollen.

Die belauschten Nutzer äußerten sich großenteils zufrieden (bis auf einen Oldtimer, bei dem wohl die spezielle Startprozedur nicht beachtet wurde und daraufhin längeres gutes Zureden bzw. -schrauben brauchte). Ernsthafte Verzögerungen bei der Lkw-Ankunft gab es wohl nicht - wobei nachts nicht so sehr "klassische" Staus ein Problem sind, sondern Schwertransporte, die (insbesondere in Baustellen von bis zu 20 km Länge) nur mit 40 km/h dahinschleichen und nicht überholt werden können.

Der Motorradspediteur wurde einmal mit einem neu angeschafften Sprinter (plus Anhänger) beobachtet und wie er mit dem Meterstab um zwei (noch auf einen Autoreisezug bisheriger Art wartende) Motorradgespanne herumschlich, ob er die vielleicht auch irgendwie mitzunehmen fertigbringen würde.

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Weiterer Ausblick (November / Dezember 2014)

Eine Frage für (auch) die etwaige Ausweitung auf weitere Strecken ist natürlich, wie man die Diskrepanz zwischen der Zugfahrzeit und der Lkw-Fahrzeit abfängt: ein Lkw unterliegt Dingen wie 80km/h-Beschränkung, Lenkzeitenverordnung und Sonntagsfahrverbot, was einem Zug auf Schienen alles weitestgehend egal ist.

Auf den vergleichsweise kurzen innerdeutschen Strecken wird die absolute Zeitdifferenz noch nicht so groß, daß man sie nicht noch mit Stadtbummel oder im Warteraum verbringen könnte. Im konkreten Fall in Düsseldorf waren es vier Stunden zwischen Annahmeschluß und Zugabfahrt, der Warteraum bis kurz davor geöffnet und durchaus gut ausgestattet (direkt bei Hauptbahnhof und Stadtzentrum gelegen, mit Getränkeautomaten und WC-Anlage - WLAN hätte noch gefehlt ;-). Anderswo ist die Ausstattung schon auch mal spartanischer (in München ein von provisorisch anmutenden Wänden umgebenes Nichts, in Berlin weitab vom Stadtzentrum gelegen).

Bei längeren Strecken (und damit Zeitdifferenzen zwischen Zug und Lkw) müßte aber nochmal überlegt werden, wie man diese Zeitdifferenz gestaltet. Die bisherige längste Strecke Hamburg - Narbonne dauert mit dem Zug rund 20 Stunden: da müßte der Lkw wohl schon im Morgengrauen aufbrechen (und die Fahrgäste den kompletten Tag teils stationär, teils im Zug totschlagen), um rechtzeitig am nächsten Tag am Ziel zu sein. Das liefe faktisch auf eine Entkopplung von Fahrzeug- und Personentransport hinaus - dafür müßte jedoch das Netz von Annahmestellen wieder deutlich verdichtet werden.

Und dann wäre die Frage, wie man überhaupt selber nach (um beim Beispiel zu bleiben) Narbonne kommt, wenn der bisherige Zug überhaupt nicht mehr fährt (also auch nicht als reiner Personenzug ohne Autotransportwagen). Zwar gibt es noch die innerfranzösischen Liegewagenzüge ab Strasbourg und Metz, die aber von Deutschland aus nur mit mehrfachem zeitraubendem Umsteigen zu erreichen sind. Ähnliches gilt auch für Nachtzüge oder TGV-Verbindungen ab Paris: im Lauf des Jahres 2014 wurde zwar die neue Schnellfahrstrecke von Perpignan nach Barcelona in Betrieb genommen (was den bis dahin noch verbliebenen grenzüberschreitenden Nachtzügen den Rest gegeben hat), jedoch nur mit einer Handvoll Zugpaare in sehr randlagigen Tageszeiten. Da müßte man dann doch (auch wenn ich das hier nicht gerne schreibe) nach geeigneten Flügen schauen: Südfrankreich ist dafür nicht sonderlich bekannt, hingegen gibt es gute Flugverbindungen nach Barcelona (und ein dorthin fahrender Lkw könnte ja durchaus auch einen Teil seiner Ladung im Vorbeifahren in Narbonne bzw. Avignon lassen).

Anzumerken ist weiterhin, daß das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Autos und Motorrädern je nach Strecke und Jahreszeit sehr unterschiedlich ist (und dementsprechend verschiedene Lösungswege fordern bzw. bieten kann): aufs Ganze gesehen ist der prozentuale Motorrad-Anteil eher überschaubar, aber von Süddeutschland Richtung Süden sind (bzw. waren) es außerhalb der unmittelbaren Schulferien-Großkampftage fast reine Motorradzüge mit einer vernachlässigbaren Einstreuung von Vierrädrigen. Naheliegend wäre da die Wiederaufnahme der französischen Binnenstrecke Strasbourg - Narbonne und ähnliche (das braucht keinen separaten Zug mit seinen hohen Trassen- und Traktionskosten, sondern wäre - wenn auch mit geringerer Kapazität - mit den bestehenden Liegewagenzügen machbar). Daß sich bei der SNCF etwas dahingehend bewegt, ist momentan freilich überhaupt nicht erkennbar.

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Epilog

Nach zwei Jahren ist dieses "Auto plus Zug" nun also Geschichte.

Im Jahr 2014 waren die Verkehrstage für Motorräder zum einen von denen für Autos weitestgehend getrennt und zum anderen oft mitten in der Woche. Repräsentativ für eine normale Saison war es auch insofern nicht, als (nach Festlegung der Einzelheiten) die Buchung erst ab April möglich war statt bereits ab Ende des Vorjahres (aber nach früheren Angaben laufen 80% der Sommer-Buchungen bereits um den Jahreswechsel). Immerhin entschloß sich die DB zu einem zweiten Versuchsjahr in 2015 (nach kompletter Betriebsruhe für Motorräder von November bis April), wo der Schwerpunkt der Verkehrstage am Wochenende lag und eine Buchung mit normaler Vorlaufzeit funktionierte. Vom Vorgangsablauf her hat es offensichtlich ganz gut geklappt - jedoch sah die DB keine wirtschaftliche Grundlage für die dauerhafte Weiterführung ...

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